Robert Allmendinger, Realschullehrer und SPD-Kommunalpolitiker, ist am 13. März im Alter von 85 Jahren verstorben. Der gebürtige Tuttlinger kam nach dem Besuch der Lehreroberschule in Saulgau und Nagold als Lehrer 1954 in seine Heimatstadt an die Karlschule. Anschließend unterrichtete er bis zu seiner Pensionierung 41 Jahre an der Hermann-Hesse-Realschule, die zu Beginn seiner Tätigkeit noch eine Mittelschule war und als erste Schule im Umkreis zur Realschule wurde.
Aufgewachsen in einem sozialdemokratischen Umfeld, bewies er, wie Herbert Moser einst hervorhob, bereits mit zehn Jahren Zivilcourage, als er in der Hitler-Jugend vor der Fahne floh. 1953 trat er in die SPD ein. Dort bekleidete er über Jahrzehnte verschiedene Ämter, wie den Vorsitz des Tuttlinger Ortsvereins und den Kreisvorsitz. 1960 und 1964 kandidierte er für den Landtag. 1964 nahm er für die SPD Baden-Württemberg auch als Wahlmann an der Bundesversammlung teil.
1959 wurde Robert Allmendinger in den Tuttlinger Kreistag gewählt. Mit 28 Jahren gehört er bis heute zu den jüngsten Mandatsträgern in der Geschichte des Gremiums, dem er bis 1965 angehörte. 1962 wurde er als jüngstes Mitglied in den Tuttlinger Gemeinderat gewählt, dem er bis 1975 und von 1980 bis 1999 angehörte. Zum Zeitpunkt seines Ausscheidens war er der Stadtrat mit der längsten Amtszeit. In diesen 32 Jahren fielen wichtige Entscheidungen, wie die Eingemeindung von Möhringen, Nendingen und Eßlingen mit der Aushandlung fairer Eingemeindungsverträge, der Neubau der Gymnasien, die Einrichtung der Fußgängerzone oder die Rathaussanierung. Für den Bau des Hallenbades hatte er sich bereits ab 1957 als Schriftführer im Hallenbadförderverein eingesetzt. Als Elternbeiratsvorsitzender an verschiedenen Tuttlinger Schulen und Stadtrat kämpfte er in den Sechzigerjahren maßgeblich für die christliche Gemeinschaftsschule, z.B. bei der damals geplanten Schildrainschule. Schließlich war die zeitgleich auf Landesebene geforderte Abschaffung der Konfessionsschule eine Vorbedingung für den Eintritt der SPD in die Große Koalition 1966.
Einen weiteren Schwerpunkt in Robert Allmendingers Arbeit bildete die lokale Geschichte. So war er 1987 Gründungsmitglied des Geschichtsvereins für den Landkreis Tuttlingen, dessen Beirat er bis 2011 angehörte. Insbesondere über die Geschichte der Arbeiterbewegung und der SPD in Stadt und Landkreis verfasste er eine Chronik und verschiedene Aufsätze. Mit großem Engagement widmete er sich der Aufarbeitung des Nationalsozialismus in Tuttlingen- gerade in einer Zeit als dies noch nicht selbstverständlich war. Auch die Tuttlinger Heimatblätter bereicherte er mit Beiträgen.
Für sein jahrzehntelanges Wirken wurde Robert Allmendinger zu seinem 65. Geburtstag durch den damaligen Oberbürgermeister Heinz-Jürgen Koloczek mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.