Der SPD Ortsverein Tuttlingen hat am vergangenen Monat Landrat Stefan Bär eingeladen. Im Zuge der Wahl des Landrats am 30. Januar hatte Bär angeboten, bei den Parteien für seine Wiederwahl zu werben. Die Tuttlinger SPD hat sich gewünscht, das Thema der Mobilität in Kreis und Stadt näher unter die Lupe zu nehmen. Immerhin war der Nebenraum im Seltenbacher Hof bis auf den letzten Platz gefüllt.
Geduldig und detailliert führte Bär in seinem Vortrag durch die Themenblöcke Infrastruktur, Angebot und Tarife. Fragen der Elektrifizierung zwischen Geisingen und Fridingen stießen auf großes Interesse. Als Bär von möglichen neuen Haltepunkten wie Schmelze und Rathaussteg sprach und darauf hinwies, dass diese nur dann finanziell gefördert würden, wenn ihr Nutzen die Kosten überstiegen, wollten die 25 Zuhörer schon genauer wissen, welche Faktoren zur Quantifizierung eines Nutzens denn überhaupt berücksichtigt würden, schließlich würden noch einige andere mögliche neue Haltepunkte im Kreis untersucht.
Doch neben der Infrastruktur steht das Angebot. Wie oft kann ein Zug oder Bus fahren? Für den Kreis macht Bär deutlich, dass man es sich derzeit noch etwas kosten lässt, den Bus überall im Kreis hinfahren zu lassen, auch wenn die Linie rot sei, also oft nur drei oder weniger Fahrgäste im Bus säßen.
Spätestens als Stefan Bär seinen dritten Themenblock um die Tarife erläuterte, kamen zahlreiche kritische Anmerkungen aus der Zuhörerschaft, die für einen massiven Ausbau bei gleichzeitiger Tarifsenkung plädierten und dass zugehörige Modellrechnungen sich nicht am Status Quo orientieren sollen, wo sich die Katze in den Schwanz beißt und wenig Menschen Busfahren, weil das Angebot lückenhaft ist, weil es sich wegen der geringen Fahrgastzahlen nicht rentiert, es aufzubauen. Bär konnte aber auch von ganz praktischen Problemen berichten wie dem Mangel an Personal, das die Busse bewegt.
Schließlich wollte Nils Ludewig noch wissen, welchen Stellenwert ein enger getakteter Stadtverkehr in Tuttlingen habe, worauf Bär diplomatisch darlegte, dass ein Stadtverkehr nicht nur aus Kreismitteln finanziert werden könne, man Tuttlingen mit diesen Kosten aber auch nicht alleine ließe. Den anwesenden Gemeinderäten gab Bär mit, dass sich erst dann eine wahrnehmbare Mobilitätswende einstelle, wenn Städte das Parken im öffentlichen Raum massiv eindämmen würden.
Dieter Müller schloss die spannende und lebhafte Diskussion mit einem Dank an Stefan Bär für die letzten 8 Jahre seiner Amtszeit und versicherte ihn der erneuten Zustimmung durch die SPD Fraktion im Kreistag. Der Ortsvereinsvorsitzende Mathias Schwarz dankte Landrat Bär für den 90-minütigen Einblick in dieses komplexe Themenfeld und die konstruktive Fragerunde, die alle Teilnehmer zufrieden nach Hause gehen ließ.
Stefan Bär spricht auch beim Politischen Aschermittwoch der SPD im Lamm in Stetten über seine Ziele für die zweite Amtszeit.